Quelle Handelsblatt:
Michael Diekmann im InterviewAllianz meidet Staatsanleihen
von Nicole Bastian, Axel Höpner und Gabor Steingart
28.09.2012, 06:34 Uhr
1,65 Billionen Euro muss die Allianz sinnvoll anlegen. Nun ändert Europas größter Versicherer seine Strategie: Vorstandschef Diekmann will keine Euro-Staatsanleihen mehr und nennt im Handelsblatt-Interview Alternativen.
Michael Diekmann, Vorstandschef der Allianz, stemmt sich gegen eine Aufspaltung von Großbanken. Quelle: DAVIDS/Goerlich
MünchenDie Allianz als einer der größten Kapitalanleger kauft kaum noch Staatsanleihen. „Wir versuchen in der Neuanlage, Staatsanleihen zu vermeiden“, sagte Allianz-Chef Michael Diekmann dem Handelsblatt. Deutsche Staatsanleihen seien nicht attraktiv, weil die Rendite unter der Inflation liege.
Anmerkung: Deutsche Staatsanleihen sind sicher und werterhaltend, auch wenn es keine oder kaum Zinsen dafür gibt. Sie sind das geringste Übel, wenn man nicht weiss, wir man langfristig Geld verdienen kann.
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In anderen europäischen Ländern habe sich das Anlagerisiko durch den Schuldenschnitt in Griechenland deutlich erhöht. „Daher ziehen sich alle aus europäischen Staatsanleihen zurück und gehen in Schwellenländer, in Firmenanleihen, in Infrastruktur, in Immobilien.“
Anmerkung: In Schwellenländern gibt es ein höheres Anlagerisiko. Und das muss eingepreist werden, wenn man vergleichen will. Firmenanleihen können auch voll entwertet werden und Immobilien sind nur dann interessant, wenn man damit ausreichend Geld verdient und das ist nicht mehr der Fall.
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Die Allianz will ihre Anlage daher weiter diversifizieren. Besonders attraktiv für die Versicherer als Langfristanleger sind dabei unter anderem die erneuerbaren Energien und Infrastrukturprojekte. Dabei hat die Allianz auch Stromnetze im Visier. In Deutschland reguliere die Bundesnetzagentur die Preise, was Sicherheit gebe, sagte Diekmann. „Für die Erzeuger ist es nicht so attraktiv, weil die Rendite unter ihren Kapitalkosten liegt. Für uns ist es für die Anlagegelder aber sehr attraktiv
Anmerkung: Das ist eine Milchmädchenrechnung und fordert die Stromerzeuger dazu heraus, eigene LV-Gesellschaften zu gründen, um durch die Vorteile der Versicherer selber Geld zu verdienen.
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Die Staatsschuldenkrise in Europa ist nach Einschätzung Diekmanns nicht allein durch Wachstum lösbar. In Deutschland seien Berechnungen zufolge vier Prozent Inflation und vier Prozent Wirtschaftswachstum notwendig, um die Schulden in den Griff zu bekommen, so der Allianz-Chef.
Anmerkung: Man kann die Schuldenkrise auch ohne Wachstum beherrscht werden. Die 4 – 4 Regel bedeutet nicht anderes, dass die Geldentwertungsverlierer zur Kasse gebeten werden sollen und dass sind die Rentner, Armen und Sparer.
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Das sei aber nicht realistisch. In der Vergangenheit seien größere Zuwächse durch riskante Hebelung erreicht worden, die jetzt nicht mehr erwünscht sei. „Große Wirtschaftssprünge in der Form von früher können daher nicht mehr stattfinden.“ Es gebe Grenzen des Wachstums.
Anmerkung: Die Grenzen des Wachstum sind noch lange nicht erreicht. Auch große Wirtschaftssprünge sind nicht ausgeschlossen.
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Daher müssten die Ansprüche an den Staat gesenkt werden. „Das heißt nichts anderes als die hohen Staatsquoten zu senken.“ Vor dem Hintergrund der Gesellschaft seien auch längere Lebensarbeitszeiten notwendig.
Anmerkung: Das Gegenteil ist der Fall. Bei dem Geld, was der Staat vom Bürger zur Verfügung gestellt bekommt, muss noch viel mehr geleistet werden können. Es sind auch keine längeren Lebensarbeitzeiten notwendig. Aufgrund des technischen Fortschritts könnte die Lebensarbeitszeit jedes Jahr um 3,5% gesenkt werden. Zur Zeit ist die Arbeitszeit nur einseitig aufgeteilt und das schafft die Ungerechtigkeiten.
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Es droht eine Destabilisierung
Kurzfristig müssten der Konsum und der Binnenmarkt angeregt werden, um das auszugleichen, was im Export womöglich wegbreche, sagte Diekmann.
Anmerkung: Kurzfristig bedeutet das Gelddruckerei, ohne Gegenwert. Verbrauch und Binnenmarkt können sich nur dann erholen, wenn sie werthaltig finanziert sind.
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Doch auf längere Sicht müsse auch Maß gehalten werden. „Die privaten Haushalte in Deutschland machen das genau richtig: Sie hatten schon immer eine hohe Sparquote.“
Anmerkung: Maßhalten = Maulhalten! Wenn 10%unserer Bevölkerung rund 50% des Eigentums besitzen, dann ist etwas faul im Staate Dänemark.
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In der Diskussion um eine mögliche Zerschlagung von Großbanken stellt sich die Allianz gegen eine Abtrennung des Investmentbankings. Eine Aufspaltung sei sehr schwierig, sagte Diekmann. „Wenn die Investmentbank auf sich gestellt ist, dann wird das sehr, sehr teuer, weil die Kapitalanforderungen überproportional steigen.“
Anmerkung: Investmentbanken gehören abgeschafft, solange sie nicht ihren Nutzen für die Gesellschaft nachhaltig bewiesen haben.
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Zudem drohe auch eine Destabilisierung der restlichen Bank. Im Privatkundengeschäft lasse sich im aktuellen Umfeld kaum Geld verdienen. „Da wäre es sehr schwierig, das notwendige Kapital aufzubauen, wenn keine Erträge aus dem Investmentbanking kommen.“
Anmerkung: „Meine Bank, die Sparkasse“ heißt es so schön. Die Sparkassen machen es vor, wie man Geld ohne Zockerei im Privatbereich und Mittelstand verdienen kann.
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Dabei stellte sich Diekmann auch ausdrücklich vor die Deutsche Bank. Es gebe in Deutschland nur eine „international kapitalmarktrelevante Bank, und das ist die Deutsche Bank“, sagte der Allianz-Chef.
Anmerkung: Das Aktienkapital ist nicht mehr zu über 50% in deutschen Händen. Eine „international kapitalmarktrelevante Bank“ oder auch mehrere sind nur dann für Deutschland wichtig, wenn sie diesem Land auch dienen.
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„Bevor wir uns jetzt alle auf diese Bank stürzen, sollten wir uns vergewissern, welche Funktionen diese Bank eigentlich für die deutsche Klientel hat und ob wir uns darauf verlassen wollen und können, dass das in Zukunft andere Banken übernehmen.“ Nach seiner Einschätzung ist es eher fatal, dass es hierzulande nur eine starke deutsche Bank mit Investmentbanking gebe.
Anmerkung: Diese Aufgaben kann die Bundesbank auch wahrnehmen,ohne einen Ableger in London haben zu müssen.
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